Welches Englisch-Sprachniveau habe ich?

    Holzfigur auf Stufen
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    Von Clare Maas

    Wie gut ist Ihr Englisch? So lala? Ganz gut? Fast perfekt?

    Gerade wenn Sie Ihre Sprachkenntnisse aus einem bestimmten Anlass – beispielsweise für eine Bewerbung oder die Auswahl des passenden Englischkurses –  einschätzen sollen, sind diese Beschreibungen zu vage.

    Eine sehr präzise und allgemein anerkannte Klassifizierung für Sprachkenntnisse bietet der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (GERS).

    Was ist der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen?

    Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen wurde vom Europarat ausgearbeitet, um unterschiedliche Sprachzertifikate leichter miteinander vergleichen zu können. Der GERS gilt nicht nur für die englische Sprache, sondern für alle. Dennoch stammt ein großer Teil der nachfolgenden Sprachforschungsarbeiten zum Lehren und Lernen einer Fremdsprache aus dem englischsprachigen Raum.

    Welche Sprachniveaus gibt es im Europäischen Referenzrahmen?

    Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen umfasst sechs Niveaustufen beim Sprachenerwerb, die inzwischen standardmäßig zur Einstufung von Fremdsprachenkompetenz in – und vielfach auch außerhalb Europas – verwendet werden. Für jede Stufe beschreibt der GERS, was Lernende im Bereich der vier Fertigkeiten Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben bereits beherrschen. Der Referenzrahmen fragt hierzu ab, in welchen bzw. in wie vielen Bereichen ein Lernender in einer Fremdsprache bereits agieren kann (quantitative Bewertung) und wie korrekt seine Sprachäußerungen dabei sind (qualitative Bewertung), um seine allgemeine Sprachkompetenz zu beschreiben.

     

    Die sechs Sprachniveaus sind:

    A1 — Grundstufe 1 (Breakthrough)
    A2 — Grundstufe 2 (Waystage)

    B1 — Mittelstufe 1 (Threshold)
    B2 — Mittelstufe 2 (Vantage)

    C1 — Oberstufe 1 (Effective Operational Proficiency)
    C2 — Oberstufe 2 (Mastery)

     

    Niveau A1 und A2

    Das Niveau A1 oder A2 entspricht der sogenannten „elementaren Sprachverwendung“.

    Lernende auf diesem Niveau können Wörter des alltäglichen Gebrauchs und einfache Sätze für konkrete Situationen verstehen und verwenden. Sie sind in der Lage, von sich selbst, ihrer Heimatstadt und ihrer Familie zu erzählen. Sie können andere verstehen, die langsam über diese Themen sprechen, und sie können kurze, leichte Texte lesen.

    Wenn Lernende das Niveau A2 erreicht haben, können sie Wörter verstehen und verwenden, die wichtig für ihren Alltag sind, wie beispielsweise aus den Themenfeldern Arbeit, Einkaufen und Hobbys. Sie können einfache Sätze zu alltäglichen Themen formulieren. Die meisten Sprachanwender auf diesem grundlegenden Niveau bilden nur kurze Sätze, machen zahlreiche Fehler und sprechen noch nicht sehr flüssig.

    Niveau B1 und B2

    Das Niveau B1 und B2 entspricht der „selbständigen Sprachverwendung“.

    Lernende auf Niveau B1 können das Wesentliche verstehen, wenn man langsam und in einem nicht allzu ausgeprägten Dialekt mit ihnen spricht. Sie können über vertraute Themen und persönliche Interessen sprechen. Die meisten grundlegenden Sprachhandlungen, die man im Urlaub in dem entsprechenden Land ausführt, stellen kein Problem dar. Die Lernenden können Erfahrungen, Erlebnisse und Träume beschreiben sowie Wünsche und Meinungen mitteilen.

    Wenn Lernende die Niveaustufe B2 erreicht haben, können sie bereits die wichtigsten Punkte komplexerer Texte und Unterhaltungen verstehen. Sie sind in der Lage, über abstrakte Gedanken zu sprechen, besonders in einem ihnen vertrauten professionellen oder akademischen Bereich. Auf diesem Niveau ist ein normaler Umgang mit Muttersprachlern möglich. Die Lernenden können ihre Gedanken zu unterschiedlichen Themengebieten ausdrücken. So können sie beispielsweise eine Meinung rechtfertigen oder einen Sachverhalt bewerten. Die Fehler, die Lernende dieser Niveaustufe machen, führen nur selten zu Missverständnissen.

    Niveau C1 und C2

    Das Niveau C1 und C2 entspricht der „kompetenten Sprachverwendung“.

    Auf dem Niveau C1 können Lernende eine Vielzahl von Ausdrücken verwenden, die es ihnen ermöglicht, ein breites Spektrum an Themengebieten im Alltags- und Arbeitsleben oder in akademischen Situationen abzudecken.

    Wie erkenne ich mein Englisch-Sprachniveau?

    Auf der Webseite des Europarats können Sie mit der „Globalskala“ als Checkliste Ihre Sprachkenntnisse einstufen. Wahlweise können Sie auch das „Raster zur Selbstbeurteilung“ verwenden, um sich ein genaueres Bild bezüglich Ihrer Lese-, Schreib-, Hör- und Sprechkompetenz zu machen.

     

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    Dieses Raster ist eine Tabelle mit Aussagen darüber, was Sie bereits in der Fremdsprache beherrschen. Zur Einstufung suchen Sie die Aussagen heraus, die am besten Ihre Sprachkompetenz in dem jeweiligen Bereich beschreiben. Dabei sollten Sie bedenken, dass die meisten Sprachlernenden nicht in allen Fertigkeiten (Schreiben, Lesen, Hören, Sprechen) das gleiche Niveau haben.

    Es kann also passieren, dass Sie im Bereich Lese- oder Hörverständnis schon auf Niveau B2 sind, beim Sprechen aber erst auf B1. Das ist relativ normal und sollte Sie keinesfalls beunruhigen. Andererseits wissen Sie dann auch, in welchem Bereich Sie noch Nachholbedarf haben, um Ihre Sprachkompetenz zu verbessern.

    Hier sind ein paar Beispiele aus dem Raster zur Selbstbeurteilung:

    A1 Sprechen: Ich kann einfache alltägliche Ausdrücke und Sätze verwenden, um zu beschreiben, wo ich und Leute, die ich kenne, leben.

    B1 Schreiben: Ich kann einfache und zusammenhängende Texte über vertraute Themen und persönliche Interessensgebiete schreiben. Ich kann persönliche Briefe schreiben und Erfahrungen und Eindrücke äußern.

    C1 Leseverständnis: Ich kann lange, komplexe Sachtexte und literarische Texte verstehen und Stilunterschiede wahrnehmen. Ich kann fachbezogene Artikel und längere technische Anleitungen verstehen, selbst wenn sie nicht in mein Fachgebiet fallen.

    Welche Zertifikate können mein Sprachniveau nachweisen?

    Wenn Sie in einem englischsprachigen Land arbeiten oder studieren wollen, benötigen Sie in der Regel ein anerkanntes Zertifikat zum Nachweis Ihres Sprachniveaus, im Normalfall mindestens B1. Es gibt mehrere anerkannte Tests, die Ihnen zur Verfügung stehen, die zwar kostenpflichtig, aber auch international anerkannt sind.

    Zu den bekanntesten Zertifikaten gehören die Leistungsnachweise der Institution Cambridge English Language Assessment. Die Cambridge-Sprachzertifikate decken das komplette Spektrum des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens ab und Sie können zwischen allgemeinsprachlichem Englisch und Geschäftsenglisch auswählen. Es gibt über 60 Cambridge-Testzentren in Deutschland. Ein Test kostet um die 150,- €.

    Desweiteren gibt es spezielle Englischprüfungen, wenn Sie ein Universitätsstudium auf Englisch anstreben. Das International English Language Testing System (IELTS) beispielsweise deckt die Sprachniveaus B und C des GERS ab. Es gibt zahlreiche Institute in Deutschland, an denen Sie den IELTS-Test ablegen können. Die Kosten betragen rund 200,- €.

    Wenn Sie in den USA studieren möchten, müssen Sie unter Umständen den Test of English as a Foreign Language (TOEFL) ablegen. Dieser wird von den meisten amerikanischen Universitäten anerkannt. Der TOEFL deckt die Sprachniveaus bis C1 ab und kostet rund 200,- €.

    Für alle, die Englisch im Beruf verwenden, kann der Test of English for International Communication (TOEIC) und der LCCI-Test (von der London Chamber of Commerce and Industry, der Londoner Industrie- und Handelskammer) von Interesse sein. Der TOEIC kostet rund 100,- € und deckt alle Sprachniveaus des GERS ab. Bei den LCCI-Tests können Sie wählen, auf welche Fachgebiete Sie sich spezialisieren wollen, z. B. auf Business-Englisch, Englisch für Marketing oder Finanzwesen, und für welches Niveau Sie sich prüfen lassen. Die Preise für diese Prüfungen bewegen sich zwischen 30,- € und 250,- €.

    Wenn Sie sich selbst einstufen wollen, jedoch kein anerkanntes Zertifikat benötigen, können Sie auch Materialien verwenden, die für die jeweiligen Sprachprüfungen eingesetzt werden. Verschiedene Verlagshäuser bieten Lehrbücher oder andere Materialien mit Übungen und Mini-Tests an, um auf bestimmte Prüfungen vorzubereiten. Die einzelnen Prüforganisationen stellen häufig die Unterlagen von früheren Prüfungen auf ihren Webseiten zur Verfügung. Mit diesen können Sie Ihr Sprachniveau bestimmen.

    Wie sind diese Einstufungstests aufgebaut?

    Die meisten der oben aufgeführten Prüfungen umfassen mehrere Teile, mit denen die Fertigkeiten Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen getestet werden. Manchmal werden Fertigkeiten miteinander kombiniert, z. B. wenn Sie einen Text lesen und anschließend etwas darüber schreiben sollen. In einem allgemeinsprachlichen Englischtest würde z. B. ein typischer Leseverständnistest Fragen zu einem Artikel, einer E-Mail, einem Brief oder Bericht beinhalten. Die Übungen könnten Multiple-Choice-Fragen, Richtig-Falsch-Fragen, Lückentexte, Synonymabfragen oder Zuordnungsaufgaben umfassen (also ähnliche Übungen, wie wir sie in unserem Spotlight-Plus-Heft jeden Monat anbieten).

    Die Hörverständnistests sind vom Format her oft sehr ähnlich aufgebaut wie die Leseverständnistests, mit dem Unterschied, dass es sich hier nicht um einen Lese- sondern um einen Hörtext handelt. Bei den höheren Niveaustufen ist es sehr wahrscheinlich, dass die Lese- und Hörtexte authentisch sind. Für die unteren Niveaustufen sind die Texte normalerweise adaptiert und vereinfacht.

    Hier finden Sie eine Beispielfrage, wie sie in einer englischen Leseprüfung für B1 vorkommen könnte:

     

     

    Der Schreib- und Sprechteil einer Sprachprüfung beginnt in der Regel mit speziellen Übungen, um die fehlerfreie Verwendung von Vokabular und Grammatik abzufragen. Der nächste Schritt ist dann die eigenständige Sprachproduktion. Spezielle Übungen können Satzumwandlungen sein, Multiple-Choice-Aufgaben, Lückentexte oder das Beantworten von kurzen interviewartigen Fragen. Im Teil Sprachproduktion müssen Sie unter Umständen eine E-Mail, eine Kurzgeschichte oder einen Aufsatz schreiben. Prüfer bewerten vor allem die Fehlerfreiheit, den natürlichen Fluss der Sprache und die Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen der Aussage oder der Gedankengänge.

    Im Folgenden finden Sie eine Beispielaufgabe zur Satzumwandlung auf Niveau B2:

     

     

    Mögliche Themen, zu denen Sie etwas schreiben oder sagen müssen, können folgende sein:

    • eine Antwort auf eine kurze E-Mail verfassen, in der um Informationen gebeten wird (A2)
    • eine Kurzgeschichte zu einer vorgegebenen Überschrift schreiben (B1)
    • beschreiben, welche Arbeiten im und ums Haus Sie gerne / nicht gerne machen (B1)
    • erläutern, wie Sie besondere Gelegenheiten feiern und warum (B2)
    • erklären, wie Sie Leuten helfen würden, die sich in schwierigen Situationen befinden – welche auf Fotos dargestellt sind (B2)
    • Ihre Meinung zu Vor- und Nachteilen eines vorgegebenen Themas darlegen (C1)

    Welches Sprachniveau wird für welche Berufe verlangt?

    Wahrscheinlich haben Sie bereits eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welches Sprachniveau Sie für unterschiedliche Berufe beherrschen müssen. Mit Englischkenntnissen auf Niveau A1 und A2 sind Sie auf Tätigkeiten beschränkt, bei denen Sie nicht viel kommunizieren müssen. Wenn Sie Niveau B1 oder B2 erreicht haben, stehen Ihnen schon etwas interessantere Tätigkeiten offen.

    Das ist vermutlich der Grund, warum das Niveau B1 häufig für Einwanderungsvisa verlangt wird. Englischkenntnisse auf Niveau B1 ermöglichen Ihnen, mit anderen Leuten, wie beispielsweise mit Kunden in der Dienstleistungsbranche, zu kommunizieren. Das Niveau B2 ist in der Regel erforderlich, um ein englischsprachiges Universitätsstudium aufzunehmen. Zudem öffnet Ihnen dieses Niveau auf beruflicher Ebene viele Türen. Mit B2 kann man in technischen Berufen und Bürojobs arbeiten. Spezialisierte Berufe, besonders solche, in denen viel geschrieben werden muss oder Exaktheit von größter Bedeutung ist, erfordern mindestens C1.

    Was bedeutet der Europäische Referenzrahmen für mich?

    Ihren Sprachzielen entsprechend kann Ihnen der GERS eine gute Vorstellung davon geben, an welchem Punkt Sie sich in Ihrem Lernprozess befinden. Was aber für alle Lernprozesse gilt, und somit auch für das Verbessern Ihrer Sprachkompetenzen: Sie sollten sich nicht hauptsächlich auf das Ergebnis konzentieren, sondern beim Lernen Spaß haben.

     

     

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